top of page

Kritische Männlichkeiten: Müssen Männer Männer sein?

  • Autorenbild: marmelade schade
    marmelade schade
  • 18. Nov. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Apr. 2021



„Theorien (und Praktiken) zu Kritischen Männlichkeit(en) haben persönliche sowie politische Ziele im Blick. Persönlich beispielsweise, dass der Gefühlsabwehr-Körperpanzer zugunsten von Körperwahrnehmung und Empathie weicht. Politisch werden durch Kritik Herrschaftsansprüche, gesellschaftliche Einengungen und Erwartungen an Gender in Frage gestellt. Eine intensive und kontinuierliche Auseinandersetzung mit sich und mit anderen ist erforderlich. Erster Ansatzpunkt ist hierbei der persönliche Bezug, denn männliche Herrschaft ist tief in Körper eingeschrieben: Die Privilegien, die von klein an eingeübten Dominanz-Verhaltensmuster, der statusorientierte Habitus. Wie lässt sich Männlichkeitskritik nicht nur theoretisch entwickeln, sondern auch im eigenen Verhalten sowie in der kulturellen und politischen Praxis konkret umsetzen?“ (Marc Brandt) Ich gehe davon aus dass Männlichkeit keine freie Entscheidung ist, sondern Resultat gesellschaftlicher Prägungen. Auch als Mann wird keine*r geboren.

Es ist schwer jenseits von typisch-Mann- (typisch-Frau-) Plattitüden, Männlichkeit zu beschreiben oder gar trennscharf heraus zu arbeiten. Bei Männern ist dies häufig u.a. mit Kampfbereitschaft, Effektivität, Erfolg und Rationalität verknüpft. Bei Frauen eher mit Fürsorge, Emotionalität und Ästhetik. Die herrschenden Vorstellungen von Geschlecht unterteilen die Menschen in diese zwei sich ausschließende Kategorien: Männer und Frauen. Dabei schafft diese Aufteilung Schubladen, in denen sich jeder Mensch den damit verbundenen Erwartungen entsprechend zu verhalten hat und die damit auch überhaupt nicht für alle gelebten und lebbaren Geschlechter (oder eben Nicht-Geschlechter) einen Platz bieten, geschweige denn ein erfüllendes Leben zu ermöglichen im Stande sind.

Versteht mensch Sexismus, als Zuschreibung von Geschlechtlichkeit, ohne dass Rücksprache mit den betroffenen Menschen gehalten wird, kommt eins nicht umhin zu bemerken, dass auch wir und wohl fast alle Menschen sexistisch denken und sexistisch handeln.

Es geht also um Bewusstsein von Sexismus und bewusstes Handeln mit und im besten Falle gegen diese (auch unsere) Sexismen. Hier soll eben darauf geschaut werden. Sexistische Strukturen, Verhaltensweisen und Akteure sollen klar benannt werden aber auch geguckt werden was es für Handlungsalternativen gäbe. Dabei sehe ich mich nicht außerhalb und will genauso eigene Sexismen benennen. Auch daher liegt der Focus auf Männlichkeiten.

‚Männlichkeiten‘ sind eine soziale Praxis und somit nicht (wert)neutral. Männlichkeit ist eine Herrschaftspraxis. Diese setzt sich selbst an die erste Stelle. Dies geschieht durch Abwertung aller und allem was nicht deckungsgleich mit dieser Männlichkeit ist. Kritische Männlichkeit bedeutet daher, diese Abwertungen zu kritisieren und zu versuchen sie zu überwinden..

Die Konstruktion von 'Männlichkeiten' vollzieht sich in einer abwertenden Abgrenzung. Sie geschieht und betrifft alles was nicht männlich ist. Alles was als ‚männlich‘ definiert wird, darf nicht und niemals mit ‚Weiblichkeit‘ überschrieben, beschrieben werden. Das erträgt das gesellschaftliche Verständnis von 'Mann' nicht. Auch wenn es mittlerweile zum Glück auch vereinzelt `Männer' gibt welche sich 'weiblich'-attribuierte Praxen aneignen, so bleibt das Konstrukt 'Mann' doch in sich stabil. Sprachlich drückt sich das so aus, dass zwar Frauen mit männlichen Sprachformen (mit-) gemeint sein können, aber Männer nicht mit weiblichen Formen belegt werden. Berufsplurale werde weiterhin in der männlichen Form artikuliert, z.B. Ärzte. Ist von Ärztinnen die Sprache sind dort keine 'Männer' mit enthalten.

Das hat zur Folge, dass einerseits Frauen gesellschaftlich unsichtbar werden aber auch in Männern Angst einprogrammiert wird als weiblich zu erscheinen bzw. gebrandmarkt zu werden. Möglicherweise hat diese Abwehr, sich mit eigenen ‚Männlichkeiten‘ und Sexismen kritisch auseinander zu setzen, eben solche tief liegenden Ursachen.

Das Unterlassen männlicher Performances ist da schon mal ein guter Schritt. Das Ersetzen durch progressive undoder emanzipatorische Praxis wäre noch besser. Was bedeuten könnte versuche ich in den Texten hier zu erarbeiten.

Ich will dabei keine weitere Theoriearbeit beisteuern. Vielmehr möchten ich die Systematiken hinter persönlichen Erfahrungen benennen. Dabei geht es nicht um einfache Lösungen. Ich will Phänomene beschauen und bewerten. Dass es dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen oder abweichende Meinungen kommen kann, ist mir klar und finde ich gut. Polyvalenzen, also Vieldeutigkeiten, sehen ich als Realität und Chance. Ich will daher keine Lösungen oder Wahrheiten verbreiten, sondern Blickwinkel erarbeiten und teilen, um andere zu inspirieren sich ihrerseits weitere Blickwinkel zu erschließen.

Ich will, vor allem Männer, inspirieren selber kritisch über ‚Männlichkeit‘ nachzudenken und Handlungsstrategien zu entwickeln. Dabei hoffe ich anderen mit neuen Ideen dabei helfen zu können.


Die folgenden Texte sind erste punktuelle Ansätze. Keine umfassende (wissenschaftliche – den Anspruch haben ich auch nicht s.o.) Analyse.

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kommentare


Beitrag: Blog2_Post

©2020 Noma/en. Erstellt mit Wix.com

bottom of page