Männliche Körpersprache
- marmelade schade

- 27. Nov. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Apr. 2021
Männlichkeit wird auch nonverbal beziehungsweise visuell kommuniziert.
Eine typisch männliche (erlernte) Körperhaltung zeichnet sich zum Beispiel unter anderem durch:
- Brust raus - Bauch rein - Rasierklingen unter den Achseln/Abgespreizte Oberarme
und breitbeiniges sitzen/Manspreading aus.
Im Folgenden wird hier beispielhaft beschrieben was das möglicherweise mit uns und unseren Gegenübern macht.
Die Brust raus zu strecken vermittelt Stolz. Aber Stolz worauf....? Wohl (auch) auf unsere Männlichkeit.
Wie mag das wirken und was teilen wir dadurch mit?:
Selbstbewunderung und Aufforderung zur Bewunderung, dafür dass wir einen männlichen Körper haben.
Das ist, mit Verlaub, keine gute nonverbale Mitteilung oder gar eine gute Kommunikationsbasis.
Und was macht das mit uns?
Auch nichts Gutes:
Durch das Heben des Brustkorbs wird die BrustWirbelsäule gegen die eigentliche natürliche Richtung gebogen. Dadurch entsteht Druck auf die Bandscheiben und die Bewegungsfreiheit des Oberkörpers wird eingeschränkt. Zudem hebt diese Haltung die Schultern, was zu Verspannungen im Schulter und Nackenbereich sowie reduzierter Bewegungsfreiheit im Hals-Kopfbereich führt.
Somit ist die stolz geschwollene Männerbrust eher anstrengend, ungesund und unsympathisch.
Gesünder und wohltuender wäre:
Schultern nach hinten unten. Dadurch wird der Nacken entlastet und die Lunge kriegt Platz zum atmen. Das Brustbein am tiefst möglichen Punkt lassen. Das richtet die Wirbelsäule auf und entlastet die Schultern.
Ihr seid so entspannter, könnt euch entsprechend besser bewegen und kriegt auch besser Luft. Ihr seid so locker, und das registriert das Gegenüber (zumindest unterbewusst) auch. Zudem wirkt ihr nicht wie ein Gockel.
Bauch rein:
Wenn ihr den Bauch einzieht, drücken eure Bachmuskeln auf eure Organe, das ist kein gutes weil ein Druckgefühl. Wenn die Organe weniger Platz haben hat auch die Lunge weniger Platz und Ihr kriegt schlechter Luft.
Lasst den Bauch raus, je unangespannter ihr seid, desto weniger aggressiv wirkt ihr …. weil man(n) es eben auch ist. Entspannung und Aggression geht nicht so gleichzeitig, genauso wenig wie Entspannung und Angst. Versucht mal beim Einatmen den Bauch raus zustrecken und nur beim Einatmen leicht nach innen zu ziehen. Bei einigen Menschen führt das zu einem tieferen Atem und erhöht somit die Sauestroffzufuhr zum Körper, was auf viele beruhigen wirkt.
Das Breitarmige
hat ne andere Ursache als wir vermuten:
durch das Spreizen der Achseln nehmen wir die Arme von den Rippenbögen und somit der Lunge, und kriegen besser Luft. Dies kompensiert die angespannten Haltungsmuster Bauch rein - Brust raus. Zudem erleichtert es den Lymphfluss.
Es geht eigentlich um Release doch aussehen tuts wie „guckma wie breit ich bin“ - das ist doch eher unangenehm, hat aber möglicherweise in einem körperspachlichen Kontext der nicht auf Mackerperformance setzt (also Bauch raus - Brust runter), eine andere Wirkung … das wäre auszuprobieren.
Manspreading:
Beine breit.
Die V-förmig positionierten Beine öffnen den Blick und zeigen wie ein Pfeil(V ) aufs Genital.
Dazu besetzen wir maximal viel Platz. Wenn keine*r dabei ist das schon okay.
Wenn Leute dabei sind, nehmt Ihr Ihnen Platz weg und präsentiert euer Genital.
Macht das zwischen-euren-Beinen (auch nicht optisch) nicht zu eurem Zentrum. Ihr seid mehr als das.
Nehmt euch mal Zeit und probiert aus wie Ihr tatsächlich entspannt sitzen könnt.
Was sich wie anfühlt ist eher eine Kopfsache, dass das " zwischen-euren-Beinen" das breitbeinige Sitzen von Nöten macht mach ist ein männliches Märchen. Nehmt euch Zeit und versucht unterschiedlichste Sitzpositionen aus, Ihr findet schon was. Fühlt nach, welche Sitzhaltung ist angenehm für eure Beine, Füße, euren Rücken, euren Po.
Der erste Eindruck ist (leider) sehr wichtig, da das Gehirn in wenigen Sekunden Emotionen zu visuellen Eindrücken produziert.
Kommunikation wird besser wenn ihr euch euch nicht aufplustert sondern entspannt und offen
haltet.
Anmerkung: Dies bezieht sich auf Cis-Männer die sich dieser Körpersprache als Privileg bedienen. Wenn LBTQIA* /Frauen* sich dieser Muster bedienen handelt es sich vielmehr um eine Aneignung. Es wird sich etwas genommen was eine*r*m vorenthalten werden/wird,
und damit um einen emanzipatorischen Akt. Jede*r wird eine Situation kennen wo Menschen für eine Körpersprache diskriminiert wurden, die bei Cis-Männern als legitim gilt.



Manspreading nervt mich auch ziemlich. Hab für mich ein gutes Mittel gefunden, wenn in Bus & Bahn oder anderen Sitzgelegenheiten nur Plätze neben solchen Typen frei sind: Ich setze mich exakt so breit hin, wie mein Sitz ist. Dadurch drücke ich automatisch meinen Oberschenkel gegen den des Typen. Da den meisten so viel Körperkontakt mit einem anderen Mann unangenehm ist, geben sie nach ner Minute oder so bei und ziehen ihr Bein in ihre eigene Sitzfläche zurück. :)
Schade daran ist halt, dass das vermutlich nur funktioniert, wenn man selbst als Cis-Mann wahrgenommen wird. Wenn eine Frau das probiert, würds den Typen wahrscheinlich nicht stören, nicht genug jedenfalls. (Ob Cis- oder Transfrau macht vermutlich keinen Unterschied, solange der Manspread…